Alltag

Meine Woche 3 // Vom Scheiss (und) Schlafen

Die Sache mit dem Schlafen:

Meine Augenlieder fühlen sich so rot und dick an wie Pavian-Ärsche. Wenn ich meine Lider schließe, höre ich im Kopf das dumpfe Geräusch der schweren Affenhintern, als würden sie vom Baum auf den Betonboden im Zoo plumpsen.
Die Milchflasche in meiner Hand hat das Gewicht einer 1,5 Liter Sprudelflasche.
Es ist vier Uhr nachts. Es ist leise. Ich sitze an Juniors Bett, mein Freund Müdigkeit legt mir mitfühlend seine Hand auf meine Schulter und mein Feind Schlaflose-Nacht steht da hinten, in der dunklen Ecke des Kinderzimmers, und lacht sich ins Fäustchen.
Wir haben wohl wieder mal eine „PHASE“, wie ich dieses Wort hasse!

Ich habe die Kinderzimmertür beim Reingehen offen gelassen – ein Fehler, wie sich schnell herausstellt. Das Licht im Flur geht an, ich höre Füße über die Dielen laufen – der Mann.
Die Badezimmertür geht mit einem Quietschen auf, der Klodeckel schnalzt erst nach oben, anschließend wieder nach unten, gefolgt vom Geräusch der Spülung. Ich streichle Junior mit den Fingern über seinen Kopf und über die Ohren, in der Hoffnung die Geräusche vor ihm verbergen zu können. Männer machen das oft in einem romantischen Moment. Sie flüstern etwas vermeintlich liebeserklärungsmäßiges ins Ohr der Angebeteten, diese kann es aber leider nur erahnen, weil der Herzensmann, spielfilmlike über ihren Kopf UND DIE OHREN streichelt.

Das Licht geht wieder aus und Junior nuckelt weiterhin an seiner Flasche. Mein Hirn predigt in Dauerschleife „Bitte schlaf wieder ein“, während sich der nächste unpassende Moment anbahnt. Ich höre Krallentapse. Das Felltier macht sich auf den Weg ins Kinderzimmer.

„Wie konnte ich nur die verdammte Tür offen lassen?“,

frage ich mich wütend und könnte auf direktem Wege in das Schnuffeltuch des Jungen heulen.

Der Hundekörper nähert sich, läuft auf direktem Weg zum Bett, steckt seine feuchte Nase durch die Gitterstäbe des Kinderbettes und schnauft walrossartig zweimal in Baby’s Schlafhöhle. Ich kann die drei Haare auf Juniors Kopf, im schummrigen Licht, wehen sehen.

Damit nicht genug, wie immer in diesen unpassendsten Momenten, lehnt er seinen Kopf in Schräglage und setzt zum Schütteln an (der Hund, nicht das Kind). Ich weiß nicht wieso, aber dieses 48cm hohe Tier, schüttelt seinen Körper so laut, als hätte er sich gestern Abend seine Mähne, zu unzähligen Rastazöpfen mit klimpernden Perlen geflochten.

Geschafft, selbst das Auto mit kaputtem Katalysator und das Knacksen meines Mittelfussgelenkes beim Aufstehen, haben Junior nicht wecken können. Ich schließe die Tür hinter mir
– MAMA….

Das Thema Schlafen ist eine traurige never-ending-Story und ich wünsche mir so sehr, dass wir dieses Thema endlich, dauerhaft und verlässlich abhaken können.
Die ersten Monate hatten wir keinen Rhythmus. Junior schlief, wenn er schlief. Er wollte viel getragen werden und wir sind fast wahnsinnig geworden, weil er abends immer zwischen 22-24 Uhr, wenn wir schlafen wollten, wach wurde und schrie. Einer musste sich erbarmen und ihn quer durch die Wohnung hopsen, bis er wieder einschlief.

Bis zum dritten Monat hat er im Babybay-Bett neben mir geschlafen. Mit vier Monaten zog er in sein eigenes Bett in unserem Zimmer und ab dem fünften Monat schlief er in seinem eigenen Zimmer und wir konnten endlich wieder ungestört ….
schlafen.

Phase über Phase. Es folgte die Tragezeit zum Einschlafen, dann die Hopsizeit, dann die Wiegezeit, dann die Schmusezeit, dann wieder die Hopsizeit, dann die einfach nur Hinlegenzeit (mochte ich sehr) und dann die Hopsi-, Wiege-, Hinlegen- und dann wieder Hochnehmen- und Weiterhopsenzeit.

Wie man es dreht und wendet, es sind Phasen. Dann hat er wieder Schnupfen, dann kommt wieder ein Zahn, dann feiern die Spanier unter uns eine Party (wohl nicht wegen des Zahns).

Mein Tipp: Mit dem Partner so gut es geht abwechseln, nicht verzweifeln, vielleicht mal die Oma über Nacht kommen lassen und eine Nachtschicht abgeben, sich am Morgen mit einem leckeren Kaffee vom Kaffeedealer um die Ecke verwöhnen, den Mittagsschlaf mitmachen, sich immer wieder einreden:

Es ist eine Phase!

Nach der Nacht war ich am Morgen dann so müde, dass selbst die stupide Aufgabe, mit einem Zahnstocher zu versuchen, die unlösbare Verbindung von Knetmasse im Fransenteppich zu trennen, mich an meine Grenzen brachte.

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Der Mann hatte die letzten 3 Wochen frei – Luxus. Jede kleinste Aufgabe wurde fair zwischen uns aufgeteilt. Ich glaube, dass war auch der Grund, warum mir gar nicht soviel zum Schreiben eingefallen ist. Es sind einfach keine Dramen, Totalausfälle oder absurde Dinge, die mir sonst passieren, passiert.

Heute ist der erste Tag wieder alleine mit den Zweien…
Matchbox Autos brennen, Playmobil-Fenster wurden eingeworfen, die Duplo Eisenbahn ist entgleist und Lego Bomben fallen auf uns herab…*

Ich schmeiß alles hin und werde berufstätig!

Der Tag hat richtig scheiße begonnen (Achtung, nichts für flaue Mägen):
Die Nacht war um 6 Uhr zu Ende, im Park ist erst das Kind in Hundescheiße gestiegen, beim Versuch Juniors Schuh zu säubern, bin ich in Hundescheiße gestiegen. Beim Versuch meinen Schuh zu säubern, bin ich mit dem anderen Fuß in Hundescheiße gestiegen und auf dem Rückweg hat der Hund einen Menschenhaufen gefunden…mehr sag ich nicht, nur vielleicht noch:

„Willkommen in Neukölln!“

Nach der Reinigung des Hundes und der Kernsanierung unseres Badezimmers, war ich den Rest des Tages damit beschäftigt, einen Tatort des Jungen nach dem anderen wieder aufzuräumen, zu säubern oder zu reparieren. War ich damit fertig, wartete um die Ecke schon die nächste Verwüstung auf mich. Gerade rennt er dem Hund mit dem Hundefutter in der Hand hinterher und schiebt es ihm in die Schnute, ich glaube der Hund ist bis Ostern satt. Die Küche sieht allerdings aus wie ein frisch gesätes Trockenfutterbeet.

Dieser Moment, wenn du bereit bist etwas aufzugeben nur um ein paar Minuten Ruhe zu bekommen!
RIP Schmuckkästchen mit Inhalt, RIP Sonnenbrille, RIP Küchenschrankordnung, RIP Klopapier AUF einer Rolle, RIP frisch gewischter Küchenboden, RIP Mehldose, RIP Altpapierkorb,…

* So ähnlich hat es auch mal Rita Kasino auf Twitter beschrieben.

7 Kommentare zu „Meine Woche 3 // Vom Scheiss (und) Schlafen

  1. Jaaaaaaaaaaaaaaaa jeder kennt diese „Phasen “ und wir alle sind zu den Zeiten wach 😆😆😆
    Aber es wird die Zeit kommen wo man die Kinder wecken muss , irgendwann , vielleicht in 20 Jahren 😮

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    1. Liebe Jenny, oh ja!! Lustige ist, wenn wir verplant sind oder es eilig haben, dann wird natürlich geschlafen und geschlafen. An einem „langweiligen“ Tag zuhause, den man prima auch für seinen eigenen Kram nutzen könnte, wird das Thema Schlafen zur Doktorarbeit ;-)
      …ich sehe mich schon in 20 Jahren an seine Tür hämmern mit „steh endlich auf“! haha.

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  2. Wahnsinn, wie sehr das Thema Schlaf aaaaaaales dominiert, oder? Schlafentzug ist und bleibt ein A…
    Ich kann das Wort eigentlich auch nicht mehr hören, aber sag es mir auch wieder und wieder: Phase – juhuuu 😊
    Liebe Grüße!

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    1. Wenn ich das Wort Phase höre, dann läuft es mir kalt den Rücken runter. Aber eigentlich ist es ja menschlich. Immerhin haben wir ja auch unsere Phasen. Mal läuft alles gut und dann gibt es wieder Tage, an denen man einfach anstrengend und „quengelig“ ist. Das kann der Partner bestimmt bestätigen ;-)
      Mir fallen nur nach wie vor Tage/Nächte mit wenig Schlaf soooooooo schwer :-(
      Schönes Wochenende euch!

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      1. Ja, da hast du Recht. Es ist normal und gehört zum Menschen – ob klein oder groß- dazu.
        Aber Schlafentzug ist auch hier immer wieder Thema. Das fällt mir auch soooo schwer.
        Auf dass die kommende Nacht entspannt wird ✊🏻😉

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  3. Das klingt ziemlich frustrierend 🤔
    Mein armer Schatz😘😘😘
    Aber aus Erfahrung kann ich Dir sagen, es wird immer besser. Es dauert nur sehr lange😰 Aber dann kommt sooo viel zurück👍❤👍❤, auch der wohlverdiente Schlaf 😴 😴😴
    😘😘😘 freuen uns schon sehr auf Euch😍😂🍼

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    1. Ja, es kann frustrierend sein, aber spätestens beim morgendlichen Schmusen ist fast alles wieder vergessen. Wir freuen uns auch auf Euch, vielleicht übernimmst du dann einfach mal eine Schicht 😂😂😂😂

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