Jeden Freitag gibt es News aus dem Alltagsdschungel.
Sonntag:
„Na hat sich dein Kleiner gefreut dich wiederzusehen?“, fragt mich eine meiner Mutti-Freundinnen, als ich vom Wellnesswochenende mit den Mädels zurück war. „Ja, ich denke schon“, sage ich. „Er hat gegrinst und wollte sofort schmusen…dann erstmal ein kräftiger Biss in die Schulter und es war, als wäre ich nie weg gewesen.“
Montag:
Nach einer Woche München ging es am Montag zurück nach Berlin. Baby war kurz vom Einsteigen in den Flieger in der Trage eingeschlafen. Ich setzte mich also mit dem Affenkind in der Trage auf meinen Platz, 17D. Kurz vor dem Start kam die Stewardess zu uns „Entschuldigung“, sagte sie; „Sie müssten ihr Kind bitte wecken und es mit dem Gurt anschnallen.“ Eigentlich war mir schon beim Einsteigen klar, dass ich mich dieser Diskussion stellen muss. Der Moment war nur denkbar blöd gewählt. Ich bin echt mega-extrem müde (wie immer), habe mir am Wochenende im Schwimmbad den Zeh aufgeschlagen, der Winterschuh drückt ganz schön drauf und ich habe meine Tage bekommen. Letzteres ist seit der Geburt mit einem sowohl körperlich, als auch geistigen Komplettausfall zu vergleichen.
„Ich werde das Kind nicht wecken!“, antwortete ich freundlich. „Sie MÜSSEN das Kind anschnallen. Wenn Sie ihn so lassen und wir stürzen ab, bricht er sich den Rücken!“, sagte sie und deutete auf meinen elegant schnarchenden Sohn.
Ich bin ein Mensch der sich an Regeln hält, zumindest meistens. Wenn aber Dinge einfach keinen Sinn ergeben, dann ist das für mich eine Prinzip-Sache. Wieso um Gottes Willen, soll ich mein Kind wecken, riskieren, dass er den ganzen Flug über grantig ist und ich 50 Minuten lang Bananen-Mansche-Handabdrücke an jeder erdenklichen Stelle im Flugzeug wegwischen muss. „Ne, aber sorry.“ stöhne ich. Die können mir nicht erzählen, dass mein Kind, wenn ich es in der Trage von Kopf bis Knie wie ein Wrap an mich geschnallt habe unsicherer ist, als wenn ich das Kind auf den Schoß setze und mit einem dünnen Gurt um sein Bäuchlein anschnalle. Abgesehen davon bleibt Junior nicht ruhig sitzen, sondern klettert während Start und Landung auf mir herum, als würde er seinen dritten Achttausender besteigen.
Kurze Zeit später war 17D der Treffpunkt der gesamten Bordcrew und es wurde überlegt und diskutiert. Es hätte mich nicht gewundert, wenn Junior aufgewacht wäre und sein erstes Wort „Tomatensaft“ gewesen wäre. Am Ende durfte ich das Affili auf mir schlafen lassen und ich hörte meinen Sitznachbarn innerlich wie ein Duracellhäschen die Schellen aneinander klatschen und die Stewardess-Entscheidung abfeiern.
Dienstag:
Es ist Herbst. Es ist Anfang der Woche. Anfang der Woche ist, wie kurz vor der Haustür nochmal in einen Hundehaufen zu treten. Es ist kalt, nass und ekelig und wir brauchen gefühlt eine Stunde um alle Schichten anzuziehen und das Haus verlassen zu können. Der Sohn kann noch nicht mal richtig laufen und ist heute in seinen ersten Kackehaufen gestiegen. Ich muss ein bisschen stolz grinsen, bevor ich wieder richtig wütend werde.
Was ich am Herbst hasse: Alle Hundehaufen sind heimtückisch getarnt und tragen ein wunderschönes, Laubkostüm in den trendigen Herbstfarben, Gold, Braun und Kupfer. Und auch wenn ich selbst einen Hund habe: Ich hasse es in Hundehaufen zu treten! Und im Herbst passiert das meist einmal am Tag. Dabei verstehe ich die anderen Hundehalter nicht. Es könnte so einfach sein. Hund kackt, Tüte auf, bücken, einsammeln, knoten rein, weg damit, Strasse sauber. Wir haben sogar einen dieser Kotbeutel Automaten bei uns in der Straße. Er ist kostenlos, was dazu führt, dass er, wenn er montagmorgens gefüllt wird, Montag um 10:30 Uhr leer ist. Ein Mysterium für mich. Erstens, welcher Hund kackt in einer Stunde hundert mal? Zweitens, warum ist der Automat leer, wenn die Straße immer noch voll mit Häufchen ist? Und drittens, wer nimmt all die Tüten mit und was macht er mit ihnen? Sind Kotbeutel die neuen Gefrierbeutel? Mal im Ernst, eine Rolle Hundekotbeutel kostet 30Cent bei DM, warum hat jemand Freude daran jeden Montag innerhalb kürzester Zeit den Automaten zu plündern? Ich wollte ja schon mal Recherche betreiben und mich auf der anderen Straßenseite postieren. Hatte dann aber doch Besseres zu tun.
Mittwoch:
Krabbelgruppe ist wie Flüsterpost mit durchgeschleimten Spielsachen. Ich mag es, auch wenn ich nur meinem Kind dabei zusehe, wie es mit Bauklötzen spielt, sie quer durch den Raum wirbelt, sie einer Greta, einer Mathilda oder einem Ben an den Kopf fliegen und alle gemeinsam im Kanon die Babyhymne anstimmen. Mein Sohn ist zwar etwas grob, aber gleichzeitig sehr einfühlsam und weint sofort mit.
Donnerstag:
Eigentümerversammlung mit Baby. Da kann man auch gleich mit Hörbuch auf den Kopfhörern ins Kino gehen.
Freitag:
Ich wollte mich mit der Nachbarin treffen. Erst hat ihr Sohn geweint, dann meiner, dann gemeinsam. Sie ist mit schreiendem Baby in der Wohnung umher gelaufen, während ich versucht habe Junior mit Spielsachen, an einer Mandel lecken und meinem Schlüsselbund abzulenken. Nach 24 Versuchen den ersten Satz zu Ende zu bringen, haben wir unser Treffen vertagt und ich bin wieder runtergegangen. Im Treppenhaus hat er schon wieder gelacht und mir den Schlüsselbund auf den Zeh geschmissen.