Alltag

Meine Woche 52 // Äffchen auf Bananen-Crack 

„Nein, jeden Tag nur EINE Schokolade!!!!“ Fast einen Monat habe ich das gepredigt. Was dieses Mikro-Stück Schokolade aber jedes Mal mit dem Jungen anstellte und wie es ihn für immer verderben sollte, war mir bis dato nicht bewusst. Wie ein Eichhörnchen im Walnussregen, Mutti im Schuhparadies oder der Wuschel vor der Fleischtheke. Ich konnte förmlich in seinen Augen sehen, wie der Zucker, vorbei am 6. Milchzahn, von der Zunge an den Gaumen gedrückt wird und damit auf direkten Schleimhautweg ab ins kleine Gehirnchen schoss. ZUCKERSCHOCK! Wie eine Äffchen auf Bananen-Crack rannte er in der Wohnung im Kreis umher, freute sich, streifte mit der Schoko-Mantsche-Hand die Wand im Gang und wurde im nächsten Moment vom Wuschel über den Haufen gerannt. Das Trüffelschwein ahnte den Fund seines Lebens und schlotzte in einer Zehntelsekunde die Wand, das Kind und dessen Schnute ab.

Weihnachten wäre geschafft, jetzt kommt Silvester – in Neukölln bedeutet das: Endlich habe ich Gebrauch für mein Stormtrooper-Hartschalen-Plastik-Kostüm, anders würde ich nicht empfehlen, auf die Straße zu gehen. 

Silvester, auch die Hochkonjunktur der guten Vorsätze. Groß werden sie aufgeschrieben, oder verkündet und gebrochen, ehe die letzten Reste der Feuerwerksrakete dumpf auf die Straße fallen und die Funken im Nebel der Nacht erlöschen. Auch ich habe mir, wie jedes Jahr, aufs Neue geschworen: Mehr reisen, weniger shoppen und Sport.

Um das Sportding mache ich mir im kommenden Jahr keine Gedanken. Ich glaube ich habe noch nie so viele Gewichte gestemmt wie im vergangenen Jahr als Mutter. Die letzten Wochen der Schwangerschaft – das Warm-up, die Geburt – die Mitgliedskarte und das erste Kleinkindjahr -der Startschuss zu einer großen Karriere als Iron-Mom.

Samstag:

Es geht mit dem Rad aufs Tempelhofer Feld. Also schnell das Kind (10,5 kg) in den Sitz geschnallt, den Hund (14,8 kg) daneben gesetzt, noch schnell die Tasche mit dem Proviant (4 kg) verstaut und schon kann die Fahrt im Lattenfahrrad (40 kg) losgehen. Leider geht es bergauf…nur noch 2,5 km, dann sind wir da. Den Stadthügel wieder runter ist einfacher, also noch schnell einen Kasten Sprudel (17 kg) eingeladen. An das Hochtragen will ich gerade noch nicht denken…

Sonntag: 

Morgenrunde im Park, das Kind (10,5 kg) schnell in die Trage geschnallt, den Rucksack (2,5 kg) auf dem Rücken, die Muskeln immer angespannt, nicht das der Hund (14,8 kg) wieder das Eichhörnchen sieht und an der Leine los sprintet.

Zurück und vor der Haustür stehend finde ich den Schlüssel wieder nicht. Immer nehme ich mir vor, ihn in die Seitentasche zu stecken. (Wie war das noch mal mit den Vorsätzen?) Da ist er nicht. Rucksack abstellen, ab in die Knie, kram, kram, wer braucht so viel Scheiß im Rucksack?? Eine Mutter! Der Hund, wie immer ungeduldig, wedelt mir mit seinem Schwanz mir direkt ins Gesicht. Schön, dass Junior von hinten meinen (Pferde-) Schwanz greift, kräftig zieht und mit einem „da, da“ andeuten will, dass ich mal hinne machen soll.

So hockend und mit Gewicht auf dem Rücken ist das Stretching für die Beine für heute auch erledigt.

Montag: 

Auf dem Weg zum Einkaufen nehme ich die Abkürzung über die Brücke, was aber bedeutet, dass ich den Kinderwagen (15 kg) sechs Stufen hoch und dann wieder sechs Stufen runter hieven muss. Natürlich kommt ganz zufällig keiner zum Helfen vorbei.

Auf dem Heimweg gehen wir außen rum, was den Weg um 10 Minuten verlängert. Das nehme ich aber trotz der 5 kg auf meinem Rücken (Kartoffel, Kaffee, Mandarinen) gerne in Kauf, da der Wagen mit dem Rest der Einkäufe (12 kg) und Junior (10,5 kg) nun wirklich zu schwer für die Brückennummer sind.

Dienstag: 

Der Hund ist beim Tollen in ein (von ihm!) gebuddeltes Erdloch geplumpst und hat sich die Pfote verstaucht. Den Weg nach Hause konnte er gerade noch so humpeln, die 35 Stufen in den ersten Stock musste ich ihn dann aber doch tragen. Da weniger mehr ist, versucht man die Treppengänge zu minimieren und so wird erst der Hund (14,8 kg) kombiniert mit der Handtasche (heute nur 2 kg) hochgetragen. Anschließend das Kind (10,5 kg) und das Dreirad mit Schiebestange (6,2 kg), mit dem Junior dann doch nur die ersten 10 Meter im Park fahren wollte.

Zuhause das Kind auf das hochgezogene Knie gesetzt und einbeinig am Waschbecken stehend versucht, Junior die Hände zu waschen ohne dass das ganze Kind, Bad und/oder ich nass werden (Chance 1:10000000000).

Mittwoch:

Wir kommen von einer kleinen Einkaufstour. Junior ist schon wieder im Wagen eingeschlafen. Um auch ein bisschen von dieser Ruhe abzubekommen, bleiben nur zwei Optionen: noch mal eine Kiezrunde laufen oder Baby (10,5 kg) in der Kinderwagenwanne (4 kg) nach oben schleppen (kein Fahrstuhl). Langsam, sehr langsam wird jede einzelne Stufe genommen und ich spüre, wie Hipp & Co. meinen Rucksack nach unten ziehen. An der Tür angekommen, begrüßt uns der Wuschel mit einem herzhaften „Wuff“ und Junior schlägt die Augen auf.

Donnerstag:

Morgens im Yoga die Kobra gemacht, während Junior auf mir den Lucky Luke gemacht hat.

Am Nachmittag haben wir seinen Kumpel von der Kita abgeholt. Junior in die Trage und Juniors Kumpel auf den Hüftspeck* gesetzt (*auch Babysitzhöcker genannt). Zuhause angekommen die zwei Bro’s aus dem Auto geladen, den einen auf dem Arm (10,5 kg), den anderen im Maxi Cosi (14,5 kg). Der Buggy (5 kg) muss im Kofferraum übernachten. Ich warte immer noch, dass mir der nötige dritte Arm wächst. Den Rest des nachmittags, schiebe ich gebückt das eine Kind links auf dem Bobby-Car und das andere Kind rechts auf dem Baby-Racer durch die Wohnung.

Freitag: 

Kleine Joggingrunde am Morgen oder anders gesagt: Wir spielen Fangen in der Wohnung. Ich bin mir nicht sicher, wer hier wen jagt, aber sowohl das Hündchen, als auch der Junge haben wesentlich mehr Kondition als ich…

Junior will nicht laufen, ich habe aber den Wäschekorb (1 kg) mit frischer Wäsche (7 kg) in der Hand. Einen Motzanfall kann ich nur umgehen, wenn ich Junior (10,5 kg) noch auf den Wäschekorb auflade. Jetzt nur nicht das Gleichgewicht beim großen Ausfallschritt über das schlafende Hündchen verlieren.

Abends belege ich dann noch den Step-Aerobic-Kurs für Fortgeschrittene. Junior bekommt den nächsten Zahn. Also Kind (10,5 kg) inkl. Schlafsack und Teddy (1,7 kg) auf den Arm nehmen und 27 Minuten durch das Zimmer hopsen.

Geschafft. Wie war das mit dem Ruhetag zwischen den Sporteinheiten?

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