Oh la la Mama

Oh la la Verena // Der Traum vom eigenen Kino

Leitwolf ihres eigenen Rudels, Mamawolf und ganz nebenbei ist sie noch meine Nachbarin.

„Ich wollte mein eigenes Kino eröffnen“, sagt Verena. Dieser Wunsch ist nun sechs Jahre her und hier stehen wir. Ich treffe Verena bei einem sehr leckeren, ersten Kaffee in ihrem Kino „Wolf“.

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Wer ist die „Wolfgang“ frage ich sofort?

„Wir bestehen momentan aus ca. neun Wölfen und sind eine wilde Mischung aus Leuten der Filmbranche“, erzählt Verena. „Einige arbeiten Vollzeit, für andere ist es ein Nebenbei-Projekt. Wenn wir ab März richtig starten, dann wird das Rudel nochmal um Barleute & Co. wachsen.“

Warum ausgerechnet ein Wolf?

„Ein Wolf ist mystisch, er steckt voller Geschichten. Er scheint einsam, ist aber ein Rudeltier, sozial und passt auf andere auf. Das hat mir gefallen.“

Wie kamst du auf die Idee ein eigenes Kino zu eröffnen?

„Es gibt Sachen, die sollen einfach entstehen!“, sagt Verena. „Kino war schon immer meine Leidenschaft.“ Zehn Jahre hat sie in London studiert und gearbeitet. „Ich habe Film- und Fotografie studiert, während meines Studiums als Kartenabreißerin im Kino gearbeitet und später als Veranstaltungsleiterin für verschiedene Kinos.

In London konnte ich mir ein tolles Netzwerk aufbauen. Zurück in Deutschland habe ich mir meine Wolfgang zusammengesucht. Zum einen Experten, zum anderen Leute mit Geld. So fing alles an“, sagt Verena und schaukelt ihren Sohn Nadim auf dem Schoß.

„Als plötzlich alle vom Kinosterben sprachen, dachte ich, jetzt erst recht“

„Wenn man davon spricht, dass etwas „sterben“ wird, dann bedeutet das oftmals nur, dass sich etwas verändern wird. Und so kam es auch. Plötzlich war es nicht mehr notwenig, ein Kino mit großen Projektoren zu betreiben, die ganze Räume beanspruchen. Das machte die Sache für uns realisierbarer. Unsere Projektoren hängen z.B. in den kleinen Kästen über der Bar.“

Warum ist Kino deine Leidenschaft?

„Ich war ein Teenager, als ich einen amerikanischen Indie-Film im Kino sah und einfach nur dachte „wow“. Kino heißt nicht nur einen Film zu schauen, es geht um den Ort. In einem Kino versammeln sich Menschen, um in einem dunklen Raum einen Film anzuschauen. Man teilt gemeinsam eine Erfahrung. Manchmal schafft es ein Film, dass man verwandelt aus dem Kino rauskommt. Ich wollte auch einen Ort schaffen, an dem man danach noch mit den anderen darüber sprechen kann oder Filmemacher sich austauschen können. Es ist einfach etwas immaterielles, auch wenn man die Kinokarte an sich verkauft. Man bringt Menschen näher und schenkt ihnen einen besonderen Moment. Das finde ich toll.“



Unverhofft kommt oft und im Fall von Verena gleich im Doppelpack. Schon kurz nach der „Geburt“ ihrer Idee fand sie die richtigen Räumlichkeiten für ihr Vorhaben und der Umbau konnte starten. Doch noch bevor die heiße Bau-Phase startete, kam die überraschende Nachricht:

„Schwanger, wow!“

„Im ersten Moment war ich natürlich total überrascht“, sagt Verena. Aber gleich nach dem Schock kam die Freude. „Irgendwie werde ich das schon schaffen!“ Und sie hat es geschafft. Schon zur Berlinale öffnete sie das erste Mal ihren Wolfsbau. Ab März geht es dann richtig los.

Kino, Bar, Café, Mittagstisch, Workshops, Podiumsdiskussionen, Postproduktion und Filme und Workshops für Kinder – im Wolf ist einiges geboten.

Zwischen Lieferungen, Reservierungsanrufen, Handwerker-Fragen und dem süßen Gequieke vom kleinen Nadim, hatte Verena die Zeit mir noch ein paar Oh la la -Fragen, so kurz vor der Eröffnung, zu beantworten.

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Wer seid ihr und woher kommt ihr? 

Verena (40) und Nadim (7 Monate) aus Berlin

Was ist dein happy Moment mit Nadim? 

Nadim hatte seit der Geburt Nackenprobleme. Das hat sich lange nicht gelöst und er hat viel geschrien. Ich war bei Ärzten und Osteopathen, aber keiner wusste so wirklich was es ist. Nach ein paar Behandlungen wurde er für geheilt erklärt, aber nichts änderte sich wirklich.

Als er anfing zu krabbeln bemerkte ich, dass er seinen Kopf nicht ablegte und völlig verzweifelt anfing zu brüllen. Ich probierte eine weitere, neue Osteopathin aus, und plötzlich veränderte sich alles. Diesmal scheint es sich gelöst zu haben. Nadim krabbelt, er ist gut drauf, er entwickelt sich toll, er ist verschmust und sagt sogar schon ab und zu „Mämä“.

Was regt dich im Moment auf? 

Nadim regt mich nicht auf. Vielleicht nervt er mal, aber aufregen tut er mich nicht. Ich bin im Moment in einer schwierigen Situation. Nadims Vater und ich führen eine Fernbeziehung. Er lebt und arbeitet als Filmemacher in Kairo und kann nur alle paar Wochen kommen.

Die letzten Monate waren eine Herausforderung für mich und mein Zeitmanagement.

Ich habe keine Tagesmutter und so bin ich voll und ganz auf meine Mutter und die wenigen Stunden eines Babysitters angewiesen. Das macht die Sache nicht gerade einfach, wenn man dabei ist sich seinen Traum vom eigenen Kino zu erfüllen. Oft muss ich einfach selbst vor Ort sein und Entscheidungen treffen. Als mehr oder weniger alleinerziehende Mutter habe ich schnell gemerkt, dass ich einfach alles gut organisieren muss und nicht spontan sagen kann „Schatzi, kannst du heute mal?“.

Ich bin so dankbar, dass beides passiert ist. Ich bin überglücklich mit Nadim, genauso wie damit, dass wir nun endlich eröffnen.

Was ist dein must have? 

Das ist tatsächlich der Laufstall. So habe ich zumindest die Möglichkeit mal in Ruhe zu duschen. Nadim ist nicht immer glücklich darin, aber zumindest habe ich ein paar ungestörte Minuten.

https://www.wolfberlin.org

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