Das Thema mit dem Zähneputzen beschäftigt uns momentan mehr denn je. Monatelang haben mein Mann und ich uns mit meinem „High Five“ im Gang abgeschlagen, nachdem einer von uns erfolgreich dem Kleinen die Beißerchen geschrubbt hatte. Und nu? Vorbei mit den neidischen Blicken der anderen Mütter, vorbei mit Zuckerdröhnung ohne schlechtes Gewissen, vorbei mit Heiler-Hygiene-Welt, abends im Badezimmer. Ja, richtig gehört – abends. Ich oute mich, wir putzen nur einmal am Tag. Versteht mich nicht falsch, ich finde Hygiene sehr wichtig! Kinder sind doch auch ein bisschen wie Shirts. Abends riecht man dran und fragt sich: „Muss das schon wieder gewaschen werden oder geht es noch bis morgen?“
Allerdings bräuchte ich eine Packung Ersatznerven, wenn wir auf zweimal täglich hochstufen würden. Und die sind in der 30 SSW leider Mangelware.
Seit ein paar Tagen ist alles anders. Händewaschen. Nö. Gesicht eincremen. Bäh. Zähneputzen. Nahaain.
Seit ich selbst Mama bin, stelle ich immer häufiger fest, dass ich viele Dinge haargenau so mache wie meine eigene Mutter. Bei manchen denke ich „Ach, wie lustig“, bei anderen erinnere ich mich wieder, welch ein Graus es für mich war. Aber wie soll man es Kindern auch anders beibringen?
Man sagt plötzlich so Sätze wie „Nicht die Tür zuknallen!“, „Nicht mit den Seifenhänden die Armaturen anfassen!“,“Dann gehe ich jetzt ohne dich!“ „Auch putzen, nicht nur die Zahnpasta essen!“ oder „Das Eis schläft schon!“. Der einzige Grund, warum ich froh bin, dass der Sommer vorbei ist, ist, dass es keine Diskussionen mehr darüber gibt, wieviel Eis pro Tag gegessen werden darf, sondern nur noch darüber, dass es im Eisfach keines mehr gibt.
Zurück zum Zähneputzen-Drama. Gestern ertappe ich mich dann tatsächlich dabei, wie ich müde, kraftlos, lustlos und kreativlos mit den Gedanken spiele, das Kind zu fesseln, zu knebeln oder mich einfach nur auf ihn zu setzen, um ihm die Zähne zu putzen.
Erschrocken von meinem Kopfkino und am Ende meiner Zahnputzkreativität, fragt man das Internet. Da googelt man nur mal schnell „Kind will nicht Zähneputzen“ – und schon landet man mitten in einem von hunderten Mütterforen, in denen sich Mütter gegenseitig lobhudeln, ein schlechtes Gewissen machen, anfauchen oder sogar beschimpfen. Plötzlich befinde ich mich mitten in einer heißen Diskussion zwischen „Bengelmama37“, „Rosabauchzwergi“ und „Mäuse<3Mama“. Besonders bei Sucheingaben wie „Stillen“, „Beikost“ und eben „Zähneputzen“ scheinen Mütterforen kein Erbarmen zu kennen.
Man trifft auf Vorschläge wie Ablenkung mit Handy, durchkitzeln, Bakterien-Geschichte erzählen, Smileys sammeln und am Ende Geschenke einheimsen. Man wird darauf hingewiesen, dass eine Prozedur, die unter Gewalt durchgeführt wird, sich nicht verselbständigen kann und Zähneputzen das Wichtigste/Unwichtigste einer fürsorglichen Erziehung ist. Die Meinungen stehen weiter auseinander als Juniors Schneidezähne. Ich klappe den Rechner zu und nehme mir vor, die gängigsten Ideen einfach zu testen:
- Vor dem Kind putzen. Unter normalen Umständen sehen uns die Kleinen nie selbst Zähne putzen. Abends putzen wir meist nach ihnen und morgens im besten Fall bevor sie wach sind. Scheint mir also Sinn zu ergeben. Immerhin will Junior immer das, was ich gerade habe. Ich staubsauge, er will auch. Ich habe das Handy, er will auch. Ich kämme den Hund, er will auch. Guter Ansatz, aber leider klappt das nur so semi gut, weil er immer DIE Zahnbürste haben will, die ich in der Hand haben. Also stellt sich das Ganze als ständiger Zahnbürstentausch dar und ist auch irgendwie unhygienisch.
- Jeder putzt dem Anderen die Zähne. Nichts leichter als das, nur muss ich nach einigen Tagen feststellen, dass ich kaum noch Zahnfleisch um die Zähne habe, weil Junior doch eine eher intensivere Form des Zähneputzens anstrebt. Auch meinen Würgereflex konnte ich etwas trainieren.
- Ablenkung mit dem Handy. Das funktioniert leider nicht. Mein Sohn kann auch wunderbar mit (fest) geschlossenem Mund ein Video etc. schauen.
- Nicht nur im Bad putzen. Klar muss man nicht gezwungenermaßen im Bad putzen, es muss aber ein lustiger Anblick gewesen sein, wie ich jeden Abend auf zwei Beinen, allen vieren oder robbend dem Sohn durch das ganze Haus hinterher bin. Natürlich mit der Zahnbürste in der Hand, die ich hin und wieder vor einer Hunde-Attacke mit Leib und Seele verteidigen musste.
- Verschiedene Zahncremes benutzen. Das ist tatsächlich mal ein guter Tipp. Wir haben eine neue Himbeerzahncreme gekauft. Zumindest geht der Mund vom Sohnemann jetzt auf. Es wird aber eher die Zahncreme gegessen, als wirklich damit geputzt.
Wirklich weiter haben mich die Tipps nicht gebracht. Es gibt Tage da will er und andere, da kann ich förmlich spüren, wie ich beim Versuch ergraue, ihm die Zähne anständig zu putzen. Dass Kinder im Alter von 23 Monaten min. zweimal täglich putzen und danach noch von den Eltern nachgeputzt wird, ist ein Scherz, oder? ODER?
Ich glaube eine der wichtigsten Lektionen, die ich als Mama gelernt habe, ist die Dinge einfach mal so hinzunehmen wie sie sind. Nicht ständig zu schimpfen oder zu versuchen sie perfektionistisch zu optimieren. Wenn der Papa z.B. morgens mal das Kind angezogen hat – einfach so lassen. Wenn die Couch voller abgewischter Münder ist, die Tasche voll mit Brezenkrümeln oder ein aufgeräumtes/sauberes Zimmer max. einen halben Tag übersteht.
Manchmal kommt mir das Muttersein wie eine Auflistung wunderbarer Abenteuer, Emotionen und Einzigartigkeiten vor und dann wieder wie ein Kilo Gehacktes.
Oh wie wunderbar schmunzel :) ihr macht das genau richtig ;)
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