Mit höchst fragwürdigen Bewegungen versuche ich in die super skinny (!) Schwangerschaftshose zu kommen (ein Widerspruch in sich). Das eine Bein ist drin, was angesichts der Tatsache, dass ich meine Füße zum aktuellen Zeitpunkt (35. SSW) weder sehe, noch mit den Fingern berühren kann, eine große Leistung ist. Das zweite Hosenbein gestaltet sich allerdings etwas schwieriger. Balance, hopsel, hopsel, wo ist das Gleichgewicht, oh oh, Ausfallschritt, gerade noch an der Wand gehalten und tadaaaa, zumindest sind meine Beine schon mal drin. Jetzt nur noch über den Po, die Hüfte und den langsam aber sicher echt großen Bauch!
In der Sekunde werfe ich der Leggings, die bequem über der Stuhllehne hängt, einen neidischen Blick zu. Aber nein, heute ist Ausgeh-Nachmittag! Einmal pro Woche geht Mutti zum Arzt, was sich hervorragend dafür eignet, um sich mal ein bisschen „herauszuputzen“. Nicht, dass mein Arzt besonders attraktiv ist oder ich mich an all den anderen Tagen gehen lasse, es geht hier eher um das Feeling. Rein in die große Stadt, sehen und gesehen werden. Für Außenstehende so tun, als wäre man „eine ganz normal Frau“, für die es heute morgen kein absolut glücklicher Zufall war, mal in Ruhe duschen zu können. Schnell noch die Augenringe, die die neuste „Entwicklungs-Phase“ des 2-Jährigen mit sich bringen unter dem teuren Concealer versteckt, ein bisschen Rot auf die Lippen und vielleicht mal wieder was aus der Schublade mit der Aufschrift „eher unpraktische Klamotten für den Alltag mit Kind und Hund“ anziehen.
Mein wöchentlicher Besuch beim Arzt kristallisiert sich immer mehr zur willkommenen Alltagsabwechslung heraus.
Was waren diese ewig andauernden CTG-Sitzungen öde in der ersten Schwangerschaft (natürlich auch schön, aber teilweise doch endlos lang). Diesmal empfinde ich es als gar nicht so schlecht angegurtet irgendwo rumzuliegen und in Ruhe eine Zeitschrift zu lesen oder einfach mal die Augen zu schließen – als Mutter weiß man das zu schätzen.
Versteht mich nicht falsch, es gibt für mich nichts Schöneres, als Zeit mit meinem Kind zu verbringen, ihn zu schmusen, ihn zum Lachen und seine Augen zum Strahlen zu bringen. Das Gefühl, wenn du mittags das Kind von der Kita abholst, das dir mit Wassermalfarben getränkten Händen und einem Spagetti Bolognese lachenden Mund um den Hals fällt.
Aber es sind die kleinen Momente der Freiheit, die einem wieder Kraft geben, für den Fall, dass sich kleine, charmante Jungs plötzlich zu wilden Kerlen mit sturem Dickkopf und Hang zu theatralischen Boden-Schmeiß-Aktionen verwandeln.
Zurück zur Skinny-Jeans, die es schafft, dass ich auf dem Weg zum Arzt drei verschiedene (!) DM-Kundentoiletten aufsuchen muss. Was jetzt entweder für eine Vielzahl an DM-Eröffnungen in München hindeutet oder darauf, dass die enge Hose den Druck auf meine Blase noch mehr erhöht. Wobei leider auch das Blasenproblem in der zweiten Schwangerschaft weitaus intensiver ist als beim ersten Mal.
Letztens war ich mit einer meiner neuen Nachbarinnen bei uns im Wald spazieren und musste charmant umlügen, warum mein Sohn auf diverse Büsche zeigt und dabei „Mama pipi“ sagt. „Er will mir damit nur zeigen, wo der Hund schon überall Pipi hingemacht hat!“, verlegenes Lächeln, räuspern, Themenwechsel
„Und wo kauft ihr euer Feuerholz?“.
Ja, das Leid der Schwangeren in der Endphase. Alles zieht und drückt. Gehen – nicht gut, Sitzen – zieht im Rücken, Liegen – aber auf welcher Seite. Man fühlt sich unsexy, dick und nichts passt.
Ich habe Schwangerschaftsklamotten um noch mindestens drei weitere schwangere Frauen neben mir einzukleiden, finde aber trotzdem nichts, in dem ich mich wohl fühle. Trübsal blasen, auf eine fragwürdige Ballonfigur oder auf fehlende Klamotten zu schimpfen, ist aber auch falsch.
Dieses Kleiderschrank-Mobbing kann doch keiner mehr hören.
Also rein in die Leggings, weites Kleid drüber, Kuschelsocken an. Mehr Hygge geht nicht.
Gut möglich, ganz vielleicht, mal sehen, könnte sein, muss man abwarten, wird sich zeigen – gibt es auf dem Blog ein kleines Päuschen in den kommenden Wochen. Auf Instagram gibt’s aber weiterhin regelmäßig ein Lebenszeichen von uns.