Sag mal Saskia, wie war das denn bei dir? Wann hast du entschieden schwanger zu werden und was waren deine Sorgen und Ängste?
Schwangerschaft Teil 1
Ich war gerade erst nach Berlin gezogen. Ich hatte einen guten Job, eine tolle Wohnung, eine neue Liebe. Es gab nicht wirklich den einen Moment „JETZT will ich/wollen wir ein Kind“, aber klar, es war eine bewusste Entscheidung die Pille abzusetzen. Alles ging recht schnelle, im zweiten Zyklus wurde ich schwanger. In meinem Kopf drehte sich alles und meine Gedanken hätten lauter nicht sein können. Ich genoss die erste Schwangerschaft sehr. Stolz zeigte ich meine Kugel, ging zu sämtlichen Vorbereitungskursen und schmökerte abends auf der Couch, was wohl in wenigen Monaten mich erwarten würde und wie ich mich darauf vorbereiten sollte. Das Gute bei Kind Nr. 1 ist, dass man auch wenn man sich noch so bemüht, einfach keinen blassen Schimmer von dem hat, was einen erwarten wird. Das wohl größte und herausforderndste Abenteuer.
Kind Nr. 1 brachte eine Bandbreite an Überforderungen und Grenzerfahrungen mit sich. Die Geburt (zum Podcast), die medizinisch in Ordnung, menschlich aber ein Totalausfall war. Das leidige Thema Stillen (zum Podcast), dass mich an den Rand der Verzweiflung brachte und dieser völlig neue und absolut schlimme Schlafentzug.
Die erste Zeit mit Kleinkind war toll. Mein Sohn bracht eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein für mich mit. Ich fühlte mich so stark wie noch nie.
Nach mir die Sintflut – ich habe ein Kind bekommen, ihr Loser
Und als die Geburt, die hormonelle Veränderung und das sehr emotional geladene Thema Stillen durch waren, ging ich voll und ganz in meiner neuen Rolle auf.
So sehr, dass nur 25 Monate später gleich Kind Nr. 2, mit einem erstmals schlechten Start meine Welt erschütterte.
Schwangerschaft Teil 2
„Herzlichen Glückwunsch, Sie sind schwanger“, gefolgt von „Das Kind sitzt wohl nicht in der Gebärmutter sondern am Eierstock und muss entfernt werden.“ Eileiterschwangerschaft.
Drei Tage hatte ich Zeit, um mich von dem Baby in meinem Bauch zu verabschieden.
Am Tag der OP stand ich da, mit meinem Köfferchen. Alle Tränen waren geweint und ich fühlte mich leer und erschöpft. Keiner nahm mich und meine Trauer wirklich ernst, war ich doch erst in der 4. Woche schwanger. Ein letzter Ultraschall, das Hoffen auf ein Wunder und plötzlich ein Lächeln im Gesicht der Oberärztin. Das Baby saß in der Gebärmutter und war wohl vor wenigen Tagen einfach noch zu klein für den Ultraschall gewesen und am Eileiter machte sich eine harmlose Zyste breit. Die Verwechslung war perfekt.
Eine Welle aus Freude, Skepsis und Angst überkam mich. Es hatte einige Woche gedauert, bis ich anfangen konnte die Schwangerschaft zu genießen und eine Bindung zu dem Baby aufzubauen, von dem ich mich eigentlich schon verabschiedet hatte.
Bei der zweiten Geburt entschied ich mich bewusst für einen Kaiserschnitt (Kaiserschnitt vs. natürliche Geburt).
Auch sonst war die erste Zeit mit Neugeborenem Nummer zwei ganz anders. Nicht ganz so intensiv. Man wusste, was auf einen zukommt und konnte z.B. beim Thema Stillen einfach früher die Reißleine ziehen, bevor man erneut zum psychischen Wrack mutierte. Auch kannte man es müde zu sein und googelte nicht jeden Pickel, der dem Baby im Gesicht wuchs. Man war entspannter, musste sich aber gleichzeitig an das Gefühl gewöhnen, dass ab jetzt einer immer zu kurz kommen wird. Dass man sich noch so sehr anstrengen kann und dennoch nicht alle Bedürfnisse erfüllen kann. Hat man das einmal so begriffen und akzeptiert, konnte das Abenteuer als Zweifachmama beginnen.
10 Dinge, die ich erst als Mama erfahren habe
- Wie sehr Kinder zusammenschweißen – wie sehr sie einen aber auch voneinander entfernen.
- Wie viel Liebe man empfinden kann – wie genervt man aber auch sein kann.
- Wie unglaublich stark man plötzlich ist – und gleichzeitig wie verletzlich.
- Wie mutig – und doch in ständiger Angst lebt.
- Wie zufrieden man ist und doch an ein anderes Leben denkt.
- Wie überfordert man ist und am Ende die richtigen Entscheidungen trifft.
- Wie müde man ist, sich aber keine Pause gönnen kann oder will.
- Wie sehr manche Ratschläge nerven oder gar verletzen können, die man vielleicht sogar selbst schon erteilt hatte.
- Wie man plötzlich nie mehr alleine ist und sich doch oft einsam fühlt.
- Wie sehr man sich im Griff hat – wie sehr einem die kleinen Menschlein im Griff haben.
Das sind richtig gute Learnings! Ich finde mich auf jeden Fall wieder, vor allem bei „Wie müde man ist, sich aber keine Pause gönnen kann oder will.“ :-)
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